Schmieden für trauernde Menschen

Trauer darf sein und ist ein Ausdruck von Lebendigkeit.

Es gibt viele Geschehnisse über die ein Mensch trauert. Es hat immer mit Veränderung und vor allem mit Verlust zu tun: Der Tod eines lieben Menschen, Trennung und Scheidung, der Verlust des Arbeitsplatzes, etc. Diese tiefe Erfahrung von Trauer macht sprachlos. Oft erleben wir, dass unsere Mitmenschen, Freunde, Kollegen nicht mit unserer Trauer umgehen können, uns vielleicht sogar aus dem Wege gehen. Das macht einsam.

Trauer braucht Zeit und jede*r Mensch darin sein ganz persönliches Tempo.

Was kann uns helfen, aus der Schockstarre herauszufinden und langsam wieder Schritte ins Leben zu gehen, nicht mehr nur zu funktionieren? Es sind Dinge, die uns guttun und uns erden. Für den einen ist es das Schreiben eines Trauer-Tagebuchs, für andere ist es der Besuch eines Trauercafe's oder eine Wanderung mit Gleichgesinnten. Wieder andere Trauernde erden sich durch das manuelle Tun, um Kopf, Herz und Hand wieder in Fluss miteinander zu bringen. Dabei kann das Arbeiten mit verschiedensten Materialien helfen. Ob Pinsel, Ton, Holz oder Metall, sie alle bringen unsere Gefühle nach außen.

Schmieden, die Arbeit am Feuer, den glühenden Stahl zu transformieren, ist meine Leidenschaft. In eigenen Trauerprozessen hat mich die kreative Arbeit am Feuer, das zunächst absichtslose Tun, immer wieder aus der Schockstarre zurück ins Leben geführt. Ausdrucksstarke Objekte meiner eigenen Trauer, die mit Hilfe von Hammer und Amboss entstanden sind, haben mir Halt und Zuversicht gegeben. Das erlebe ich auch bei Trauernden, die zur Einzelbegleitung kommen oder den Weg in eine Trauergruppe finden. Das Tun steht im Mittelpunkt und das Gespräch entsteht von selbst in diesem Werkstatt-Raum. Die Trauer bekommt einen Ausdruck durch eine Skulptur, im Austausch hierüber sortieren sich Gedanken und Gefühle.

Ich spreche Männer und Frauen gleichermaßen an. Handwerkliche Vorerfahrungen sind schön, aber nicht Bedingung. Jede*r bekommt die Unterstützung bei Entwurf und Umsetzung, die nötig ist.

Sprechen Sie mich an, wenn meine Zeilen und die Bilder Ihre Neugier geweckt haben. Gerne stehe ich Ihnen für ein Erstgespräch zur Verfügung.

Mit einem Schmiedekurs bietet der Beueler Hospizverein ab September 2019 trauernden Menschen die Gelegenheit, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.

Eingeladen sind Frauen und Männer, die den Verlust eines nahen, geliebten Menschen betrauern. Das handwerkliche Tun, der Umgang mit den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser kann heilsam sein, um einmal ganz bei einer Sache und bei sich selbst zu sein. Der harte Stahl wird im Feuer erhitzt, wird weich und formbar wie Ton und kann mit Hilfe von Amboss und Hammer in Form gebracht werden. Nach einer Einführung in die Grundtechniken des Schmiedens, arbeitet Jede/Jeder kreativ an seinem eigenen Werkstück. Und jede Frau und jeder Mann bekommt bei Entwurf und Umsetzung die Unterstützung, die sie/er braucht. Handwerkliche Vorerfahrungen sind schön, aber nicht Bedingung.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist (max. 6 Personen), ist eine Anmeldung im Beueler Hospizbüro unter 0228/4224344 oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erforderlich. 

Im März 2023 habe ich meine Ausbildung zum Trauerbegleiter beim Institut für Trauerarbeit (ITA) e.V. abgeschlossen.

Weitere fachliche Informationen bekommen Sie bei mir unter 0171 6202601.

Preise und Termine

Kosten pro Teilnehmer

Es wird ein Materialkostenanteil erhoben.

Termine

4 fortlaufende Termine, jeweils von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr

Neue Termine auf Anfrage! 

Schmieden für trauernde Menschen

Stimmen der Teilnehmer

  • R. B.

    „Insgesamt bin ich Werner Wierich so dankbar, dass er mich in der schwersten Zeit meines Lebens mit seiner Person und Handwerkskunst ein Stück begleitet hat. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen in der Trauerschmiede kurz beschreiben. In der Hoffnung, dass ich jenen, die verunsichert sind, Mut zusprechen kann.
    Auch ich habe damit gehadert, mir nach dem Verlust eines sehr geliebten Menschen Hilfe zu suchen. Zunächst war es einfacher, alles gefühlsmäßig zu verdrängen. Doch immer öfter stieg in mir die Panik über den Verlust auf und ich merkte zunehmend mit jeder Faser meines Körpers, wie viel Kraft der Kampf gegen den unfassbaren Schmerz kostete. Auf der Suche nach einer Trauertherapie, eines Trauercoachings im Raum Bonn, bin ich neben der geläufigen Gesprächstherapie auch auf die "Trauerschmiede" von Werner aufmerksam geworden. Nachdem ich für mich persönlich festgestellt hatte, dass mir die Gesprächstherapie zu stark zusetzte und zu viel Anstrengung in dem Sinne erforderte, als dass meine Gefühle dem ganzen Erzählten gar nicht hinterherkamen, vereinbarte ich einen Termin in der „Trauerschmiede“. Zum ersten Termin hin war ich unglaublich verunsichert: Wie läuft das ab? Kann ich überhaupt schmieden? Bin ich bereit, mich dem Verlust zu stellen? Was soll ich schmieden? Doch schon die erste Sitzung hat so viel in mir bewirkt. Ich musste nicht reden. Ich habe nur das erzählt, was ich bereit war zu erzählen und damit auch zu fühlen. Durch das Tun, dem Schmieden, war es für mich einfacher einen Zugang zur Trauer zu finden. In meinem Tun am Schmiedefeuer spiegelten sich so viele Gefühle meines Inneren wider, die mir halfen mich im weiteren Verlauf selbst zu reflektieren, den Schmerz zulassen und einen Weg der Trauer beschreiten zu können. Ich habe gelernt, dass man dem Schmerz und allen mit dem Verlust verbundenen Gefühlen bewusst einen Raum schaffen kann, den ich aber auch dann wieder schließen kann und darf. Ich habe dank Werner die Kraft und den Mut gefunden mich auf den Weg der Trauer zu begeben und ihn als Teil meines Lebens anzunehmen."

  • R. E. P.

    „Ich erinnere mich vor allem an Wärme. An die überraschende Wärme, die eine von Grautönen dominierte Werkstatt ausstrahlen kann. An die Wärme, mit der uns Werner am ersten Tag unserer Zusammentreffen begegnete. Und an die Wärme des Feuers. Das Feuer, das lebendige Herz der Werkstatt und der glühende Mittelpunkt der Treffen, die noch folgen sollten.

    Ich erinnere mich ebenfalls gut an den Moment, in dem ich beschloss, dass ich etwas tun wollte, um der bleischweren Trauer zu begegnen, die mich nach dem viel zu frühen Tod meiner Mutter erfasst hatte. Wie so viele, suchte ich im Internet nach Angeboten für Trauernde in meiner Umgebung. Mit Skepsis wohlbemerkt, denn ich hatte bereits Erfahrungen in einer Trauergruppe gesammelt und schon damals verstanden, dass mir persönlich viel reden nicht immer viel half. Im Zuge meiner Recherche stieß ich auf das Angebot einer Beueler Schmiede, die mit Unterstützung des Hospizvereins Bonn Beuel Trauernde zum gemeinsamen Schmieden einlud. Mein Interesse war geweckt und der Einladung folgend, besuchte ich im Sommer 2019 zum ersten Mal die Schmiede von Werner Wierich.  

    Ich kam zu spät zu unserem ersten Treffen. Der Feierabendverkehr hatte mich aufgehalten und so saßen bei meiner Ankunft bereits sieben Personen um einen großen hölzernen Tisch, der mitten in der Schmiede stand. Am Kopf des Tisches ein – wie ich später bemerken sollte – großgewachsener Mann, der mich freundlich mit Namen begrüßte und mich in die Runde einlud. Ein wenig in mich hinein lächeln musste ich schon. War Werner doch genau so, wie man sich - zugegeben klischeehafter Weise - einen Schmied vorstellen würde. Feuerrotes Haar, Bart und eine dicke Schürze umgebunden. Man spürte, dass dieses Treffen für alle etwas Neues war. Wir alle waren gespannt, was nun folgen sollte. Und recht schnell wurde klar, das hier werden keine klassischen Trauertreffen. Das hier wird individuell, kreativ, tiefgehend und aktiv zugleich. Werner stellte uns verschiedene Stücke aus anderen Gruppen vor, erklärte uns das Ziel unserer kommenden Treffen und teilte mit uns seine Idee, der Trauer aktiv und mit Kreativität zu begegnen und von der heilsamen Wirkung des Umgangs mit den Elementen. Im Rahmen von vier Folgetreffen sollte jeder von uns sein ganz persönliches Werkstück schmieden. Ob Gartenstab, Kreuz, Schale oder Spirale, der individuellen Kreativität wurde hier viel Raum gegeben.

    Mein persönliches Werkstück sollte ein Vogel sein. Sinnbild für meine verstorbene Mutter. Sie liebte Vögel und genoss es besonders im Frühling den ersten Vogelgesängen des Tages zu lauschen – ihr liebster Sänger: die Amsel. Eine Amsel sollte es also werden, die später ihren Weg auf die Gedenkstätte meiner Mutter finden sollte.

    Einladend und auch etwas bedrohlich thronte die Esse in der Schmiede, die Feuerstelle, über die wir unsere glühenden Eisenstäbe hielten, die wir Treffen für Treffen in die gewünschte Form brachten. Mit Kraft und Konzentration formten wir Schlag für Schlag die Figuren und Formen, die wir vor Augen hatten. Viel geredet wurde dabei nicht. Es herrschte stille Verbundenheit, die mir das Gefühl gab, auch ohne viel Worte verstanden zu werden. Dies bedeutete jedoch nicht, dass man nicht auch reden konnte, wenn man den Wunsch danach hatte. Wiederkehrende Begrüßungstreffen, gemeinsame Pausen und resümierende Abschiedsrunden gaben uns bei jedem Treffen Raum für den Austausch. Wir berichteten uns gegenseig von der Bedeutung des Stückes an dem wir schmiedeten, von Verlusten, für die man sonst oft keine Worte fand, aber auch von Freuden und ganz alltäglichen Dingen.

    Nach und nach nahmen unsere Werkstücke Form an und wir lernten schnell, das Feuer nicht zu fürchten, sondern für unsere Ideen zu nutzen. Stets helfend und beratend zur Seite: Werner. Mit unendlicher Akzeptanz, seiner natürlichen Ruhe, die er immerzu ausstrahlte und professionellem Know How wurden wir angeleitet – nein, viel mehr begleitet bei der Erschaffung unserer ganz eigenen Schmiedekunst. Es tat gut, einfach mal mit voller Kraft auf etwas draufzuhauen – ohne es gleich zu zerstören. Die Glut und das Feuer, der Geruch und die Gemeinschaft in der Gruppe gaben mir ein wohliges Gefühl.

    Meine Trauer verschwand nicht. Aber ich lernte einen von vielen Wegen kennen, aus der Trauer heraus kraftvoll zu sein. Konzentriert zu sein. Und zumindest kurzzeitig wieder zielgerichtet, denn das brauchte man, um sein Werkstück innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit fertigzustellen. Mein Vogel wollte und wollte nicht die Form annehmen, die ich mir im Geiste vorgestellt hatte. Über meine Beschwerden schmunzelnd sagte mir Werner, dass die Dinge manchmal ihre eigene Form annehmen müssten. Weil dies dann eben so sein soll. Nach einem kurzen Moment von Perplexität – ich kann mit Tiefgründigem nicht immer etwas anfangen, was an meiner wissenschaftlichen Tätigkeit liegen mag - fand ich doch einen gewissen Sinn in dieser Aussage und ließ meinen Vogel von nun an seine eigenwillige Form annehmen. Es sollte sich lohnen, denn am Ende war ich nicht nur überrascht, über das was ich da erschaffen hatte, sondern auch zufrieden mit dem geschwungenen Hals meiner Amsel.

    Zum Schluss waren nicht nur fünf ganz individuelle Werkstücke entstanden. Es war auch eine Gemeinschaft entstanden, die in einige weitere Treffen mündete. Mit Werner habe ich einen ganz besonderen Menschen kennenlernen dürfen, der zuhört, wenn man erzählen möchte, niemals urteilt und keine altklugen Ratschläge gibt, sondern eigene Erfahrungen und neue Blickwinkel anbietet. Seine Schmiede werde ich hoffentlich noch öfters besuchen."

  • S. H.

    „Ich habe in den vergangenen Tagen immer wieder über das Schmieden und die gemachten Erfahrungen nachgedacht.

    Feuer war schon immer meins. Als Symbol der Reinigung und des Wandels, habe ich es im Schamanismus kennen- und schätzen gelernt und es sehr erfolgreich in der Schule angewendet, zu den Halbjahreszeugnissen und zum Schuljahresende. Da wurde all das aufgeschrieben, was nicht gut gelaufen war oder was einfach hätte anders laufen können und von den Schülern ins Feuer im Schulgarten gegeben, mit dem Gedanken daran, dass nun der Weg für das Neue, für  neue Möglichkeiten geebnet wurde, einfach so, damit Raum für Neues entsteht. Wir haben es auch einmal alternativ mit Wasser, an der Sieg, praktiziert. Aber das Feuer hat eine andere Kraft.

    Und genauso habe ich es beim Schmieden, bei dir, erlebt. Altes wurde vorsichtig aufgeweicht, aus der Erstarrung geholt und der Weg für Veränderung wurde hochgeholt, freigemacht oder geebnet, ohne aber Teile der Lebensgeschichte zu minimieren oder gar aufzugeben oder zu verlieren.

    Sinnbildlich zu finden in dem Erweichen des Eisens und der möglichen Veränderung, der Formbarkeit. Die Menge bleibt unverändert. So wie mit dem im Leben gemachten Erfahrungen. Der Gedanke oder der Vergleich kam mir blitzlichtartig an einem der Schmiedetage. Dieses, ich darf (mich) verändern, ich darf selbst fühlen und entscheiden, ohne etwas abzuwerten oder nicht mehr genügend zu schätzen. Die Erfahrungen, die Verluste gehören nach wie vor zur Lebensgeschichte, aber die Macht, die "Aus-Wirkung" auf unseren weiteren Lebensweg, können wir frei gestalten.

    Das ist eine riesige, befreiende Erfahrung. Sich zu erlauben, das Leben, als Gestalter, Former, selbst in die Hand nehmen, selbstverantwortlich und mit Herz, Wärme und Eigenliebe zu verändern und neu zu zulassen, ohne schlechtes Gewissen. Das war eine tolle Erfahrung, die auch anhält.

    Neue Wege gehen, neugierig auf das Leben sein und gleichzeitig das Alte würdigen. Ich glaube, dass sich in dem fertigen Stück der innere Zustand ein Stück weit widerspiegelt.

    Das Schmieden, das monotone Klopfen, erzeugt schon einen besonderen Zustand, der an eine Meditation erinnert. Wer sich darauf einlassen kann, wird merken, dass die inneren Energien neu geweckt werden, und es kann eine kleine Reise in Richtung Selbsterfahrung werden.

    Ich selbst fände einen Schmiedekurs spannend, in dem es um absolut spontane, freie Formgebung geht, denn ich glaube, dass die unbewussten, inneren Muster dann automatisch mit einfließen.

    Mich hat das Darüber-Nachdenken wieder ein Stückchen weitergebracht."