Das Eisen verändert im Feuer seine innere Struktur und lässt sich für kurze Zeit mit dem Hammer formen, bevor es abkühlt und aufs Neue erhitzt werden muss. Dieses äußere Tun macht auch etwas mit mir und meinem Inneren.
Mir ist es ein wichtiges Anliegen, über die Feuerarbeit Kopf, Herz und Hand in Verbindung zu bringen. Und darüber hinaus, besonders für Väter und Söhne, mit meiner Werkstatt einen Ort der Begegnung zu schaffen. Hier können sich Vater und Sohn einmal ganz anders kennenlernen.
Werner Wierich
Werner Wierich ist Schmied in der vierten Generation und bietet Workshops an, in denen Laien Messer schmieden können. Im Interview erzählt er, warum beim Schmieden plötzlich Ruhe einkehrt.
Werner Wierich: Die Entscheidung ist eigentlich relativ schnell gefallen. Ich habe als Kind natürlich mit Vater und Großvater viel Zeit in der Schmiede verbracht. Ich wollte aber eigentlich eher etwas Richtung Philosophie, Theologie und Psychologie studieren. Dann habe ich nach dem Abitur entschieden, erstmal eine Ausbildung zu machen. Was lag da näher? Das Metall lag mir schon immer. Und dann habe ich mich auch entschieden, die Ausbildung im elterlichen Betrieb zu machen, weil ich dachte, dass ich dort die beste Ausbildung bekomme, die ich überhaupt bekommen kann. Das war auch so. Oft war es nicht leicht und ich musste eine Faust in der Tasche ballen, weil es zwischen Vater und Sohn immer mal wieder Reibungspunkte und Konflikte gab. Das dann nicht in die Werkstatt zu tragen, war nicht immer einfach.
Wierich: Sagen wir mal so: Es ist schwieriger, an Aufträge heranzukommen. Die Kunden wissen diese Art von Handarbeit nicht mehr zu schätzen oder können nicht zwischen dem unterscheiden, was sie bei mir bekommen und dem, was man auch im Baumarkt bekommen kann. Dem Kunden den Unterschied zwischen Handarbeit und Maschinenprodukt zu vermitteln – das ist schwierig.
Wierich: Ich habe früher viel Jugendarbeit gemacht und dabei bemerkt, dass Handwerkliches schon immer einen Reiz auf Kinder ausgeübt hat und beim Schmieden plötzlich Ruhe einkehrt. Man steht völlig konzentriert am Feuer und guckt: Wie geht es dem Stahl? Was hat er für eine Temperatur erreicht? Immer wenn ich meinen Freunden davon erzählte, bekamen die leuchtende Augen. Irgendwann haben sie mich dann gefragt, ob ich nicht mal einen Workshop mit ihnen machen wolle, wo sie dies auch einmal erfahren könnten. Und seitdem biete ich solche Workshops an.
Wierich: Jeder kommt mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Der eine hat noch nie einen Hammer in der Hand gehabt, der andere ist vielleicht Chefarzt in einem großen Krankenhaus, der dritte ist Tag für Tag mit seiner Tastatur zugange und dann kommt noch jemand mit dem Satz „Ich habe sowieso zwei linke Hände“ hier rein. Den dann da abzuholen und zu sagen, dass das mit den beiden linken Händen wahrscheinlich gar nicht so ist, sondern ihm nur eingeredet wurde, das sind die Knackpunkte. Zum anderen gilt es die Konzentration zu behalten und damit umzugehen zu lernen, dass das, was ich anfertige, möglicherweise dann nicht so wird wie das perfekte Bild, das ich im Kopf habe und trotzdem sehr schön ist, weil es eben Meins ist.
Wierich: Vielleicht, weil ich in meinem Freundeskreis die Erfahrung gemacht habe, dass Väter und Söhne zu wenig miteinander unternehmen. Vor allem zu wenig praktisches. Unter praktisch verstehe ich nicht, zusammen Computerspiele zu spielen, sondern zusammen draußen in der Natur zu sein oder sich eben mal mit einem glühenden Stück Eisen auseinanderzusetzen. Wobei da der Sohnemann derjenige ist, der die Führung übernimmt und dem Vater sagt, was er zu tun hat. Das ist im Grunde genommen das Verhältnis auf den Kopf gestellt. Ich habe selber einen Sohn und gemerkt, wie hungrig er nach praktischen Herausforderungen ist.
Wierich: Ja, ich glaube, dass ihnen etwas fehlt. Und zwar die Verbindung von Händen, Kopf, Herz, Seele und Bauch. Da ist irgendwas ins Stocken gekommen, weil der Kopf so eine immense Bedeutung hat und die Wertigkeit, etwas mit den Händen zu machen, ein Stück weit verloren gegangen ist.
Wierich: Zum einen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Mann-Frau-Konstellation ein Thema ist. Der Mann weiß es in der Regel besser, vielleicht weil er mehr Erfahrung hat. Er meint dann, in der Konkurrenz zur Frau, dass er jetzt mal zeigen muss, was er drauf hat. Das nimmt der Frau den Raum, um sich auszuprobieren. Deshalb ist es ein völlig anderes Arbeiten, wenn ich einen geschützten Raum nur für Frauen bereitstelle. Noch ein zusätzliches Thema ist, dass Frauen das Messer eher als Waffe anstatt als Werkzeug sehen. Das ist also nochmal eine erhöhte Hemmschwelle für Frauen, überhaupt teilzunehmen. Die treten eindeutig in eine Männerdomäne ein. Aber wenn sie das dann mal gemacht haben, dann ist das wie eine Initialzündung und ist gut für das eigene Selbstbewußtsein.
Wierich: Ich denke, dass dies die zwei Seelen in meiner Brust sind. Das Handwerkliche, das ich gerne und gut mache – behaupte ich jetzt mal – und dann habe ich aber irgendwann gemerkt, dass mir etwas fehlt. Ich habe mich gefragt wie ich das, was mir früher so viel Spaß gemacht hat, heute wieder haben kann. Und nachdem auch meine Freunde nachgebohrt haben, spüre ich jetzt, dass da zwei Wege zusammenkommen: Der Eine, den ich damals nicht eingeschlagen habe und der, den ich dann gegangen bin. Daher mache ich auch seit April eine Coaching-Ausbildung, um das Ganze noch besser zu führen.
Wierich: Ich möchte das Workshop-Angebot auf jeden Fall ausbauen und hier so eine Art Lern- und Begegnungsort aufbauen. Nicht nur für Väter und Söhne, sondern ermöglichen, dass Menschen sich überhaupt über das handwerkliche Tun begegnen.
Kunstschlosserei Wierich
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